Das Sichtbare im Unsichtbaren:
Kerstin Sokolls Spiel mit Wahrnehmung
Kerstin Sokoll malt Emotionen – roh, intensiv und scheinbar vollkommen abstrakt. Ihre meist großformatigen Acrylgemälde sind farbgewaltige Momentaufnahmen, die sich durch expressives Kalkül und technische Präzision auszeichnen und dabei oft subtil Brücken zur realen Welt schlagen. Dabei verzichtet sie ganz bewusst auf gezielte Gegenständlichkeit und erschafft in einem strukturierten Informel visuell wie haptisch lebendige Oberflächen, die oft erst mit dem Titel ihre eigentliche Intention offenbaren. Inspiriert von Monet, Klein und Richter fand sie nach einer Karriere als Eventgestalterin autodidaktisch zur Kunst und entwickelte rasch eine eigene Handschrift. Ihr Werk bewegt sich zwischen spontaner Farbexplosion und kontrolliertem Schaffensprozess – stets mit dem Ziel, emotionale Einzigartigkeit sichtbar zu machen. Seit 2018 erfährt sie internationale Anerkennung, u. a. durch Auszeichnungen der Light Space & Time Art Gallery und Ausstellungsbeteiligungen während der 58. Biennale in Venedig. Sokoll versteht Malerei als Performance und nutzt neben Pinseln auch Rakel und Spachtel, um farbintensive Werke von kraftvoller Tiefe zu schaffen.
In ihrem hier vorgestellten Werk „Flamboyance“ entfaltet sich ein visuelles Kraftfeld, das ebenfalls weniger durch konkrete Darstellung als vielmehr durch assoziative Aufladung besticht. Was jedoch auf den ersten Blick wie ein abstrahierter Farbraum erscheint, offenbart sich bei längerer Betrachtung als suggestive Szenerie – nicht durch formale Eindeutigkeit, sondern durch das schöpferische Zusammenspiel von Farbe, Struktur und durch den Bildtitel gelenkte Wahrnehmung. Die charakteristische Silhouettierung von Flamingos, die dem Werk seinen Titel leiht, ist nicht explizit abgebildet, sondern entsteht im Auge des Betrachtenden – als Projektion kulturell gespeicherter Formen, als Echo visueller Erfahrungswerte.
Die roséfarbenen, teils eruptiv aufgetragenen Partien im mittleren Bildbereich – zart über dunkle Linien gesetzt – genügen, um die ikonische Gestalt dieser exotischen Vögel ins Bewusstsein zu rufen. Es ist ein faszinierender Akt der Vergegenwärtigung, bei dem nicht das Werk selbst die Flamingos zeigt, sondern der Rezipient sie erkennt. Dieses subtile Spiel mit der Wahrnehmung findet seine Fortsetzung im unteren Bilddrittel, wo blau nuancierte Strukturen eine spiegelnde Wasseroberfläche evozieren. Auch hier entsteht das Bild nicht durch mimetische Darstellung, sondern durch assoziative Interpretation: Die Flamingos scheinen am oder im flachen Wasser zu stehen, ihre Spiegelbilder sind unregelmäßig verzerrt, fragmentarisch und farblich wiederholend und erinnern so unmissverständlich an das Naturphänomen reflektierter Figuren.
Die Komposition oszilliert zwischen horizontaler Weite und vertikaler Bewegung. Der strukturierte Bildraum wird durch Sokolls typische Rakel- und Spachteltechnik in vibrierende Farbschichten aufgebrochen, die wie atmosphärische Schleier über das Geschehen gelegt sind. Während das obere Drittel in einem kaleidoskopischen Blau changiert und Tiefe suggeriert, bildet die Mitte – durchsetzt mit zarten Pastelltönen und aufsteigenden Rhythmusfiguren – den narrativen Fokus. Die abstrahierte Horizontlinie im Hintergrund und das changierende Wasser im Vordergrund erzeugen eine visuelle Bühne, auf der sich eine stille Choreografie abspielt.
„Flamboyance“ ist damit nicht einfach ein Abbild, sondern eine Einladung zum Sehen – und zum Erkennen. In der bewussten Auslassung konkreter Form entwickelt sich eine eigentümliche Klarheit, die über die rein visuelle Ebene hinausgeht. Sokoll gelingt es, das Verhältnis zwischen Wahrnehmung und Bedeutung in ein Spannungsfeld zu überführen, in dem das Betrachten selbst zum schöpferischen Akt wird, was eine ganz wundervolle Möglichkeit ist, abstrakte Kunst zu rezipieren.
Ein Werk von raffinierter Intelligenz und sinnlicher Ausdruckskraft – ein Meisterstück kontemplativer Abstraktion, das durch seine spielerische Offenheit sowohl den Raum als auch das Denken zugleich fordert als auch unterhält. "Flamboyance" ist eine Einladung zur Erkundung eines ästhetisch vibrierenden Fixpunktes, der Ihre Sammlung mit inspirierender und eindringlicher Präsenz bereichert!
Weitere Werke der Künstlerin bei Kunstgalerie EventART - Die Kunstmacher Dresden
Pop up-Galerie im ECE-Center "Ettlinger Tor", 400 qm, November 2024 - Februar 2025
Badische Neueste Nachrichten 22.03.2024
14. März - 26. Juni 2024
Kunst im Parkhotel Bremen
KERSTIN SOKOLL "HOMMAGE À LA COULEUR"
art KARLSRUHE 2023 mit Galería Javier Román (Halle 1) und galerie m beck (Halle 2)
Einzelausstellung "Himbeereis im Regen" im Kongresshaus Baden-Baden (bis 11.01.2023) - Pop up-Schaufensterausstellung - Fotos der Vernissage am 13.12.2022
Einzelausstellung im Technologiepark Karlsruhe (bis 16.12.2022), Emmy-Noether-Straße 9, 76131 Karlsruhe. Mo-Fr. 9-18 Uhr
Einzelausstellung galerie m beck Homburg/Saar
Temporäre Galerie bis Ende März 2022
Werk von Kerstin Sokoll von New Yorker Komponisten live vertont
Die Klangfarben aus „Bilder einer Ausstellung“ von Modest Mussorgski waren vielen Musik- wie Kunstliebhaber*innen eine besondere Inspirationsquelle. Doch lässt sich eine solche Themenmusik heute noch für ein kunstkritisches Publikum komponieren? Man kann! Den Beweis hierfür lieferte der New Yorker Komponist und Pianist Margin Alexander am 31. Januar 2022 mit einer virtuellen Live-Kompositions-Performance unter dem Titel „Split Manhattan Reflections“ zu aktuellen Kunstwerken außergewöhnlicher bildender Künstler*innen. Unter den von ihm kompositorisch bedachten zwölf Kunstschaffenden, die ihn mit ihren Arbeiten besonders inspirierten, befand sich auch das Werk „Dream of Holiday“ der Karlsruher Künstlerin Kerstin Sokoll. Ihrem Kunstwerk widmete Alexander an diesem Tag eine eigene Originalkomposition.
Im Mittelpunkt des virtuellen Konzertes, das in einem Konzertsaal in Manhattan / New York City stattfand, stand das künstlerische Zusammenspiel von Kunstwerk und Musik. Aufmerksam geworden war der Komponist auf Kerstin Sokolls Arbeiten durch die Social Media Netzwerkplattform Instagram. „Ich bin fasziniert von Ihrer Kunst. Sie ist wunderschön. Ihre farbintensiven Bilder berühren mich und lassen Musik tief aus mir heraus entstehen. Es ist eine Mission, meine Musik mit Ihrer Kunst in Einklang zu bringen“, so Margin Alexander in seiner Anfrage an Kerstin Sokoll, eines ihrer Werke als Kompositionsgrundlage für das New Yorker Konzert verwenden zu dürfen. Das gesamte virtuelle Ereignis wurde live in HD aus New York City übertragen, sodass das außergewöhnliche Ausstellungs-Konzert einem weltweiten Publikum zugänglich war. Die musikalisch thematisierten Kunstwerke wurden dabei live auf eine Leinwand mitten in Manhattan projiziert.
Die Komposition zu Kerstin Sokolls Werk ist bei YouTube unter https://youtu.be/kKQTKCK5vew abrufbar.
"Dream of Holiday"
Acrylic on Canvas
160 x 200 cm